Störungen des Gleichgewichts und Schwindel werden häufig durch Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans im Innenohr verursacht. Die HNO-Untersuchung ist daher obligater Bestandteil jeder Abklärung von Schwindelsymptomen.
Der gutartige Lagerungsschwindel ist die häufigste Schwindelerkrankung überhaupt. Die Ursache liegt in einem Verrutschen der „Ohrsteinchen“ - der Otokonien – aus ihrer angestammten Position an den Gleichgewichtsorganen im Vorhof des Gleichgewichtsorgan in die Bogengänge.
Da die Steinchen in den Bogengängen immer an die jeweils tiefste Stelle rutschen, verursachen sie bei bestimmten Lagewechseln einen manchmal sehr heftigen, aber kurz dauernden Drehschwindel, teilweise verbunden mit Übelkeit und sogar Erbrechen.
Mittels verschiedener Lagerungsprüfungen kann festgestellt werden, welcher Bogengang auf welcher Kopfseite betroffen ist. Spezifische Befreiungsmanöver ermöglichen meist eine rasche und vollständige Besserung der Beschwerden.
Analog zum Hörsturz kann auch das Gleichgewichtsorgan eines Ohrs plötzlich ausfallen.
Die dadurch ausgelösten Beschwerden sind schwerwiegend und umfassen heftigen Drehschwindel, Übelkeit und Erbrechen. In schweren Fällen ist eine stationäre Therapie und Abklärung sinnvoll.
Bei leichterem Verlauf kann eine ambulante Therapie mit Cortison in Tablettenform oder über Infusionen durchgeführt, ein begleitendes Gleichgewichtstraining kann die Abheilung beschleunigen.
Die 1861 von Prosper Menière erstmals beschriebene Erkrankung ruft wiederkehrende Anfälle von schwerem Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen, Druckgefühl, Hörverlust und Dröhnen im betroffenen Ohr hervor. Die Ursache der Krankheit liegt auch heute noch im Dunkeln und eine kausale Behandlung existiert leider nicht.
Der Begriff „Meniére“ wird leider häufig auch in Fällen verwendet, wo die Diagnose (noch) nicht eindeutig fest steht. Eine sichere Diagnose eines Morbus Menière ergibt sich, wenn die vollständige „Trias“ aus Schwindel, Hörverlust und Tinnitus vorhanden ist und in Form wiederkehrender Anfälle auftritt.
Die Behandlung der Erkrankung ist symptomatisch (Beruhigungsmittel im Anfall), ev. inklusive Hörgeräteversorgung. Betahistin wird zur Verhinderung der Anfälle häufig eingesetzt, eine eindeutige Wirkung konnte aber nie nachgewiesen werden, wie eine Metaanalyse der Cochrane-Collaboration 2016 ergab.
Manchmal werden Paukenröhrchen ins Trommelfell eingesetzt, um einer druckbedingten Anfallsauslösung vorzubeugen. In sehr schweren „intraktablen“ Fällen kann man eine Gentamycin-Therapie erwägen: Hier wird das Aminoglykosid-Antibiotikum Gentamycin lokal an die Rundfenstermembran des Innenohrs eingebracht, was zu einer Stilllegung des Gleichgewichtsorgans führt.l
Die Gesamtprognose der Erkrankung ist Gott sei Dank günstig:
Üblicherweise brennt die Krankheit innerhalb von maximal 5 Jahren aus, das heißt, die Schwindelanfälle nehmen an Häufigkeit und Schweregrad ab und bleiben schließlich aus. Allerdings bleibt häufig eine Innenohrschwerhörigkeit als Restzustand zurück, die mit einer Hörgeräteversorgung behandelt werden kann.